Rumänienreise April 2025
Eine Reise mit emotionalen Up & Downs
Am 03.April haben wir uns zu zweit mit dem Auto auf den Weg nach Rumänien gemacht, um unsere rumänischen Tierschutzfreunde und ihre Shelter zu besuchen.
Über 4.000 Kilometer haben wir insgesamt zurückgelegt, allein 1.973 Kilometer, bis wir nach 2 Tagen Autofahrt unser erstes Ziel, Medgidia, erreichten.
Unser Weg führte uns über Tschechien, Slowakei und Ungarn nach Rumänien.
Wir haben viel Leid und Armut gesehen, aber auch immer wieder positive Erlebnisse gehabt.
Auf der Strecke dorthin sind wir unzähligen Straßenhunden begegnet.
Leider sahen wir auch viele bereits tote Hunde am Straßenrand: überfahren und dann einfach liegengelassen...
Das Ausmaß war regional recht unterschiedlich, in den kleineren und abgelegeneren Orten ungleich mehr...
In Medgidia hatten wir am 05. und 06. April eine für die Tierbesitzer kostenlose Kastrationsaktion, im Rahmen derer sage und schreibe 235 (!) Hunde und Katzen kastriert wurden.
Viele der weiblichen Tiere (90% der Katzen und etwa 50% der Hündinnen) waren bereits trächtig - Es ist einfach unvorstellbar...
235 kastrierte Tiere, das ist außerordentlich viel innerhalb von 2 Tagen und dennoch angesichts der vielen Nachfragen seitens der oft verzweifelten Menschen, die einfach auf kostenlose Kastrationen angewiesen sind und der Vielzahl der noch unkastrierten Hunde und Katzen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Es gibt sowohl in Medgidia als auch in Focsani und Umgebung einen riesigen Bedarf...
Man müsste regelmäßiger und häufiger Kastrationsaktionen durchführen, aber jede (!) Aktion mit 200 Tieren kostet uns jedes Mal rund 7.500 Euro... Es ist schwer, regelmäßig so viele Spender zu gewinnen.
In Medgidia besuchten wir auch den Shelter von Maria & Paky Asan mit rund 70 Hunden und ca. 20 Katzen (Für Katzen gibt es in der Regel keine Futter-Paten, aber hungrig sind auch sie). Und natür-lich waren wir auch ihre Übernachtungsgäste in den dort verbrachten 4 Tagen. Von den von uns besuchten Tierschützern leben sie unter den einfachsten und ärmlichsten Bedingungen. Aber ihre Liebe und Aufopferung für die Tiere ist umgekehrt proportional groß. In ihrem Shelter finden die Tiere viel Auslauf und vor allem auch Grün (Rasen, Büsche und Bäume).
Im Anschluss haben wir uns dann auf den Weg nach Focsani zu Lenuta Nedelcu gemacht. In ihrem Shelter werden rund 350 Tiere versorgt. Der riesige Shelter ist in verschiedene Bereiche geteilt: Erwachsene Tiere, Welpen/Jungtiere, sehr große Fellnasen/Hütehunde und während unseres Aufenthaltes gerade im Entstehen: ein separater geräumiger Bereich für unsere 3 geretteten Amstaff-Mixe Amando sowie Bud & Terence, die in den nächsten Tagen die Klinik verlassen durften. Als Veterinärassistentin kann Lenuta viele Tiere in Abstimmung mit den Tierärzten medizinisch auch selbst versorgen.
Der Shelter umfasst ein großes Gelände mit verschiedenen Pools zur Abkühlung im Sommer.
Lenutas Familie, ihre Tochter, deren Lebenspartner sowie ihr Mann Gigi sind immer an ihrer Seite. Und sie hatte noch 3 Helfer im Shelter, die aber auch irgendwie irgendwovon bezahlt werden müssen.
Die Hunde werden jeden Tag aus den Kenneln gelassen und können sich frei bewegen. Am Nach-mittag gehen sie wieder in ihre Shelter. Auf dem täglichen Programm stehen Säuberung der Kennel, Fütterung (1x pro Woche werden mehrere Tonnen Frischfleisch zur Abwechslung des "Speiseplans" geliefert), medizinische Versorgung der Tiere bei Bedarf, Bau- und Reparaturarbeiten im Shelter,...
Von Focsani aus besuchten wir den Shelter von Adriana in Campuri.
Sie hat ein schönes großes Grundstück, aber inzwischen einfach zu viele Tiere in leider viel zu kleinen Gehegen...
Dieses Problem könnte zeitnah gelöst werden, es müsste nur ein angrenzendes großes Stück Land eingezäunt werden.
Leider fehlt dazu einfach das Geld. 2.500 Euro wären allein für das Zaunmaterial erforderlich - zzgl. Kosten der Arbeiter, denn Adriana ist in der Regel allein. Und umsonst à la Nachbarschaftshilfe hier in Deutschland hilft ihr leider niemand. Schon gar nicht für Hunde. [Nachtrag Juli 2025: Inzwischen konnten mithilfe von Spenden das angrenzende Gelände eingezäunt und für die Hunde "bewohnbar gemacht werden.] Mit Adriana sind wir dann auch zu einer Hunde-Mama mit den 4 Welpen gefahren, wo ein alter Mann unter unvorstellbaren Bedingungen haust. Bettelarm, aber mit riesengroßem ❤️ für Tiere. Er hat auch verhindert, dass der Hundefänger Daniel L. (ein Tierarzt!) die Hunde von dem Gelände dort mitgenommen hat. Eigentlich waren wir mit Adriana nur dort, um die Mama und ihre 4 Welpen zu impfen und entwurmen. Aber angesichts der furchtbaren "Unter-bringungs"Bedingungen dort haben wir mit Adriana verzweifelt überlegt, wohin die Familie in Sicherheit gebracht werden kann. Sie sind inzwischen zu ihrer Mutter gebracht worden.
Wir lernten die Lehrerin Viana Vlaicu aus Focsani kennen, die regelmäßig um die 30 bis 50 Straßenhunde versorgt, einfangbare Hündinnen zur Kastration bringt und Welpen impfen lässt.
Alles auf eigene Kosten ohne Sponsoren!
Und dabei trifft sie auf viel Unverständnis und Aggressivität. Der Bürgermeister zum Beispiel hat ihr untersagt, die Streuner weiter zu füttern. Sie kämpft aber für die Tiere und scheut auch keine juris-tische Auseinandersetzung dabei.
In Campineanca besuchten wir eine ältere Dame, Sandra. Sie versorgt ca. 30 Hunde - u.a. auch 3 von unserem Verein: Anni, Ivy, Cody und Raja.
Dort haben wir vor ein paar Wochen 10 Hunde kastrieren lassen, u.a. 7 große Hütehunde, die dort irgendwann von deutschen Möchte-gern-Rettern hingebracht und "vergessen" wurden.
Die Frau ist arm, sie gibt alles für ihre Tiere.Aber ohne Unterstützung ist es einfach eine unvorstell-bare Herausforderung.
Auf unserem Weg nach Bukarest haben wir Rodica in Bordesti besucht.
Wir fanden eine bewundernswerte Frau und ihren Partner, die selbst ca. 70 Hunde ohne Spon-soren oder anderweitige Unterstützung versorgen. Wir hatten dort unseren Oldie Nelu, der vor kurzem gestorben ist. Ansonsten haben wir dort nur 1 Hund mit einer Patin untergebracht.
Alle anderen Hunde dort sind ohne jegliche Unterstützung und werden dort vom Gehalt ihres Partners irgendwe (mit)versorgt. Der Mann arbeitet nur für die Tiere...
Und wir besuchten wir Gabriela Boboc in Cornetu (Bukarest), die 140 Hunde und davon 70 neuro-logisch oder körperlich behinderte Tiere versorgt.
Es ist unvorstellbar, mit wieviel Liebe und Aufopferung sie sich diesen Tieren widmet: Jedem einzelnen und ganz individuell.
Dort befinden sich auch 3 Hunde von uns: Leo, der blinde Oldie Pippo und der nach einem Trauma (Autounfall oder von menschlichen Bestien verprügelte) gelähmte Jackie.
Wir haben uns auch die beiden Kliniken angeschaut, in denen unsere Tiere fast ausnahmslos be-handelt werden: AllVet Klinik in Focsani und Hands and Paws - Cabinet Veterinar & Farmacie in Săbăreni (Giurgiu) și Ciorogârla (Ilfov).
Es sind kompetente Einrichtungen mit engagierten und erfahrenen Ärzten.
Dort haben wir auch unsere aktuell dort behandelten Hunde Bud, Terence, Samuel, Gina, Maja, Hope und den schwerst kranken kleinen Welpen Bruno besucht. Für Bruno hoffen und beten wir.... [Nachtrag Juli 2025: Bruno hat ein wunderschönes Zuhause bei einem Vereinsmitglied gefunden.]
Bei unseren rumänischen Tierschützern existieren überall keine mit deutschen Anforderungen und Erwartungen vergleichbare Bedingungen, aber die Tiere werden mit Futter versorgt, erfahren menschliche Liebe & Zuwendung und sind in Sicherheit vor den Hundefängern.
Und das 365 Tage im Jahr non-stop seit Jahren - ohne Urlaub, ohne Freizeit-Events, ohne "fröh-liche Ablenkung". In der "Freizeit" werden Straßenhunde gefüttert und gerettet. Materieller Wohl-stand ist unwichtig, spielt faktisch keine Rolle. Die Gastfreundschaft ist unbeschreiblich!!!
Überall, wo wir hinkamen, wurden wir mit Freude und teilweise Tränen in den Augen erwartet und man bewirtete uns mit Essen und Getränken. Überall hat man uns versichert, dass ihr Haus immer offensteht, wenn wir mal für 1 oder 2 Nächte bleiben möchten. Wir haben unvergleichbare Freund-lichkeit und Herzlichkeit erfahren. Von Menschen mit zum Teil gebrochenen Herzen, die tagtäglich so viel Leid der Tiere livehaftig auf der Straße erleben müssen - verursacht von Menschen, denen das Leid der Tiere völlig gleichgültig ist bzw. die sich daran noch weiden oder die mit dem Leid der Tiere gar noch Geld verdienen.
Manche Erlebnisse hier sind schwer bis gar nicht zu ertragen.
Aber wir werden uns weiterhin von den positiven Erfahrungen und den Happy-Ends leiten lassen und weiter für die Tiere Rumäniens kämpfen!
Es geht uns vergleichsweise mehr als gut hier in Deutschland und ganz Westeuropa.
Bitte unterstützt uns weiterhin bei den Kastrationsaktionen! Sie sind wirklich die einzige nachhaltige Maßnahme im Tierschutz in Rumänien! Alles andere ist wie ein Lauf im Hamsterrad...
Hier noch ein paar Videos unserer Reise: