Wir retten & vermitteln rumänische Hunde

 

Kastrationsaktion 23./24.04.2023

 ein Reisebericht von Judith Henning


Die Zeit in Rumänien ist wie im Flug vergangen...

Ich hatte die Gelegenheit, die Tage gemeinsam mit Maria-Luminita & Paky Asan zu ver-bringen und in ihrem kleinen Häuschen zu wohnen.

Ich habe mit ihnen 2 äußerst liebenswürdige Menschen mit einem unbeschreiblich großen Herzen für Tiere und auch für noch ärmere und bedürftigere Menschen, als sie es selbst sind, erlebt.

Wenn irgendjemand in Deutschland klagt, dass er arm ist, dem kann ich nur dringend empfehlen, mal einen "Abstecher" nach Rumänien zu machen und dann bei und mit den Menschen hier zu leben.

Und zwar nicht in Bukarest und nicht in einem Hotel!

In einem Land, in dem sich so viele Menschen unter einfachsten Bedingungen durchschlagen müssen, ist es nicht verwunderlich, dass die Tiere oft auf der Strecke bleiben... 

Ich habe in Medgidia viel Armut erlebt, aber dennoch auch viele Menschen, die fest entschlossen sind, etwas zu verändern und grausame Hundefänger-Aktionen durch Verträge mit entsprechen-den "Geschäftspartnern" wie Istrate in ihrer Stadt zu verhindern.

Am Freitag hatte mich der Vizebürgermeister der Stadt Medgidia, Nicolae Paun, gemeinsam mit Maria und 2 weiteren Mitarbeitern des Rathauses zu einem  Meeting eingeladen.

Er war sehr beeindruckt von dem Engagement unseres kleinen (nur 20 Mitglieder umfassenden) Vereins und signalisierte, die Strategie des Kastrierens zu unterstützen und auf Hundefänger in der Stadt zu verzichten. Wir hoffen, dass dieses Versprechen nicht nur kurzfristig eingehalten wird.
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In Medgidia gibt es unzählige Straßenhunde, die dort friedlich leben und auch von tierlieben Men-schen gefüttert werden. Viele von ihnen tragen bereits einen Chip im Ohr als Zeichen, dass sie be-reits bei einer unserer letzten Kastrationsaktionen kastriert worden sind.

Es war unsere 3. Kastrationsaktion in Medgidia. 

Insgesamt wurden 249 Tiere (jeweils die Hälfte Hunde und Katzen) am Samstag und Sonntag kastriert.

Unter diesen 249 Tieren waren allein 75(!) besitzerlose  Straßenhunde, die teilweise von Mitar-beitern der Stadt mit einem Transporter bzw. auch privat von verantwortungsvollen Einwohnern der Stadt selbst eingefangen, von den Einfangorten geholt, zur Kastration gebracht und nach er-folgter Kastration wieder dorthin zurückgebracht worden sind.

22 dieser 75 Hunde mussten zum Einfangen mit einem Betäubungsgewehr zunächst narkotisiert werden, da sie entweder extrem scheu oder aggressiv waren. 

All diese Tiere werden nun keinen unerwünschten Nachwuchs mehr in die Welt setzen.

Ein Großteil der Tiere war leider bereits trächtig. Sage und schreibe etwa 300 (!) ungeborene Föten der kastrierten Katzen und Hunde wurden während der Kastrationsaktion entfernt und somit verhindert, dass diese auf die Welt kommen und wiederum 1 bis 2 mal im Jahr unerwünschten Nachwuchs gebären. 

Wie jede Abtreibung ist dieser Eingriff auch bei Tieren "kein schöner", aber ein unvermeidlicher und notwendiger Akt. Denn im Gegensatz zu Menschen vermehren sich Katzen und Hunde in rasanter Geschwindigkeit.

Und weder die rumänischen Tierschützer noch ausländische Vereine sind auf Dauer in der Lage, bei unzureichenden Kastrationsaktionen alle Tiere zu retten, annähernd artgerecht in Rumänien zu versorgen oder gar ins Ausland zu verbringen.

Diesen Kampf kann man nur verlieren, da er wie ein Lauf im Hamsterrad ist...

Während unserer Kastrationsaktion war auch das Lokalfernsehen vor Ort und interviewte mich als Vertreter unseres Vereins Hand & Heart 4 Dogs e.V. sowie Dr. George Radu:


DANKESCHÖN 

💞 auch an dieser Stelle nochmals an das großartige Kastrationsteam um George Radu, Maria & Paky, sowie all die freiwilligen Helfer, die 2 Tage lang dort bis spät am Abend (Samstag bis 22.00 Uhr und Sonntag bis 20.30 Uhr!) unermüdlich im Einsatz waren.

💞 an das Team vom Rathaus um Camelia Cotiga und die unglaubliche Leistung der Veterinärassistentin Nicoleta Bedreag aus Medgidia

💞 an all unsere Spender, die diese tolle Aktion finanziell ermöglicht haben.


💞 auch an Mihaela Baicu von der Futtermittelfirma Krause&Doggy, die für jedes kastrierte Tier großzügige und qualitativ hochwertige Futterspenden als Dankeschön an die verantwortungs-  vollen Besitzer und natürlich auch für die von der Straße eingefangenen Hunde und Katzen zur    Verfügung gestellt haben!!!!

Am Montag 24.04.2023, dem letzten Tag, haben wir die Zeit ausschließlich mit und bei den rund 40 Tieren in den beiden kleinen Shelter-Gärten von Maria & Paky verbracht.

Auch dort muss noch viel optimiert werden, da vieles einfach auf die Schnelle und (aus Mangel an den entsprechenden finanziellen Möglichkeiten) eher provisorisch gemacht wurde. Alle ihre Tiere sind gut genährt, werden bei Bedarf medizinisch versorgt und haben gepflegtes Fell.

Und wirklich schön ist, dass die Tiere dort viel Gras, Bäume und Auslauf haben.

Ein riesiges Problem allerdings sind Zecken, eine wahre Invasion. Die Tiere (vor allem auch die, die von der Straße zur Kastration gebracht wurden!) wiesen teilweise massiven Zeckenbefall auf. 

Bei einem kleinen Welpen habe ich zusammen mit einem der Volunteere ca. 100(!!!!!!) Zecken auf die Schnelle entfernt.
Es war wirklich Horror pur...


📌 Übrigens: Der kleine Welpe hatte Glück, denn er wurde von einem der Volunteere adoptiert:


Anti-Zecken-Präparate (Spots, entsprechende Halsbänder oder Simparica) sind für die tierlieben Menschen in Rumänien unerschwinglich. Es ist sehr schwer für sie, das zu sehen und nicht ausreichend helfen zu können. Sie sind dringend (!!!!!!) auf Spenden dafür angewiesen.

Nach diesem Besuch bin ich voller Hochachtung vor den wunderbaren Menschen, die ich dort vor Ort kennenlernen durfte und die sich oft bis zur absoluten Erschöpfung für die einsetzen, die keine Stimme haben: für die Tiere dort vor Ort.

Und das, obwohl sie selbst nur unter einfachsten (für uns hier in Deutschland unvorstellbaren!!!) und ärmlichen Bedingungen leben.

Auch, wenn die Straßenhunde in Rumänien für etliche Leute ein lukratives Geschäftsmodell sind, sollten wir uns nicht abwenden und unsere Unterstützung reduzieren oder gar einstellen!!!!!
Ich kann verstehen, wenn manche Menschen solche Überlegungen äußern. 

Aber wir sollten nicht frustriert verzweifeln oder gar unsere Hilfe wegen korrupter und skrupelloser Menschen dort einstellen.

Ich habe in Medgidia viel Toleranz gegenüber den Straßenhunden erlebt. Auch wenn sie auf den Straßen oder anderswo draußen bei Wind und Wetter schlafen müssen.

Es ist ganz sicher noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten und ohne unser (westeuropäische) Hilfe können die Menschen den Tieren dort nicht in dem Maße helfen, wie es notwendig wäre...

Man kann den Standard der Unterbringung der Tiere nicht mit dem bei uns vergleichen. Ein Dach, was vor Kälte, Nässe oder Hitze im Sommer schützt, etwas Stroh zum Drauflegen und zumindest 1x täglich eine Mahlzeit sind schon absoluter Luxus.


BITTE UNTERSTÜTZT WEITERHIN UNSER ENGAGEMENT FÜR DIE TIERE IN RUMÄNIEN MIT EUREN SPENDEN FÜR


🟩 Kastrationsaktionen

🟩 Futter (auch für die unzähligen Straßenhunde)

🟩 Anti-Parasiten-Mittel (vor allem Zecken und Würmer)

🟩 medizinische Versorgung bei Bedarf

Die Tiere brauchen in erster Linie das und nicht (in gut gemeinter Absicht gespendete) Hunde- Schuhe und -Mäntel für den Winter, Betten (die an feuchten Tagen nur aufweichen), Spielzeug o.ä....

Das sind eher Luxusartikel für Tiere hier bei uns, die wohlbehütet mit uns zusammen in Häusern und Wohnungen leben.

Eine Reise liegt hinter mir, die uns alle hoffen lässt und Mut macht, auf dem richtigen Weg weiterzumachen!